Im “Haus der Freundschaft” (Dom Drushba) in Minsk begannen wir unsere heurige Delegationsreise der Österreichisch-Weißrussisc
Am 2. Tag besuchten wir das neue Museum des Großen Vaterländischen Krieges in Minsk und die nationale Gedenkstätte Chatyn. Das Museum wurde in den letzten Jahren neu gebaut und stellt etliche Tausend Exponate aus. Es widmet eine ganze Abteilung alleine der Entstehungsgeschichte des Faschismus und dann in vielen Hallen dem Verlauf des Überfalls auf die Sowjetunion, der ja mit der Schlacht um die Festung Brest in der BSSR begann. Besonders den Verbrechen und dem Volkswiderstand durch die Partisanen wird sehr viel Raum gegeben. Die Glaskuppel der Ruhmeshalle für die Helden der Sowjetunion soll die Reichstagskuppel symbolisieren. In dieser Halle legen heute auch junge Offiziere der belarussischen Armee ihren Eid ab. Die Gedenkstätte Chatyn außerhalb von Minsk steht stellvertretend für die hunderten weißrussischen Dörfer, die durch die Okkupanten und ihre Kollaborateure mitsamt der Einwohner abgefackelt wurden. Es ist quasi ein “Friedhof der Dörfer”. Sehr beeindruckend und beklemmend gleichzeitig, jedoch ein Muss für jeden Besucher, der mit guten Absichten dieses einzigartige Land besucht. Danach besuchten wir noch ein Ausflugs- und Erholungszentrum, wo wir mit ausgezeichneten belarussischen Speisen versorgt wurden.
Am 3. Tag tauchten wir tiefer in die belarussische Landwirtschaft ein. Dazu fuhren wir in die Region rund um die Stadt Dsershinsk, ca. 50 km entfernt von Minsk. Die ÖWG versucht gemeinsam mit ihren belarussischen Partnern für Mitreisende immer auch ein Programm zu erstellen, bei dem man sich mit der weißrussischen Ökonomie beschäftigt. Bei einer der letzten Reise besuchten wir zB das Minsker Traktorenwerk. Diesesmal besuchten wir eine Kolchose zur Milchgewinnung. Die belarussischen Landwirtschaft ist allgemein in staatliche Agrarkombinate, welche wie eine Holding organisiert sind und auch verschiedene Einrichtungen wie Erholungsheime, Gaststätten und Sporteinrichtungen bzw. weiterverarbeitende Lebensmittelindustrie und Verkaufsketten angeschlossen haben, staatliche Kolchosen für spezifische Produktion und private Landwirte organisiert. Ca.85% der Landwirtschaft sind staatlich bzw öffentlich organisiert, der Rest privat. Die Kolchosen haben staatliche Rahmenpläne zu erfüllen, arbeiten sonst (bezgl. Investitionen und interner Organisation) aber sehr selbstständig. Der Abnehmer von den Kolchosen sind staatliche Weiterverarbeitungsfirmen der verschiedenen Sparten (Milch-, Fleisch-, Backwaren- usw. -industrie). Die privaten Bauern liefern auch, können jedoch auch selbstständig verkaufen und exportieren. Mit diesem Gesamtprinzip wird die nationale Lebensmittelsicherheit gewährleistet und es wird auch viel für den Export zB nach Russland und die Ukraine produziert. Die Staatspolitik legt auf die Entwicklung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums viel Wert. ZB werden auch spezielle Wohnraumprogramme für Agrarspezialisten, die mit der Uni fertig sind, vom Staat organisiert, damit die Dörfer erhalten und entwickelt werden. Nach der Kolchose besuchten wir einen Privatbauer, der sich auf Ziegenzucht und Ziegenmilchprodukte spezialisiert hat. Ausgezeichnete Ware, die wir auch verkosten konnten! Allgemein zeichnet sich die belarussiche Landwirtschaft durch eine hohe Mechanisierung aus, alle Geräte werden in den eignen staatlichen Großunternehmen wie dem Minsker Traktorenwerk etc. produziert. GMO ist in Belarus verboten. Schlussendlich besuchten wir an diesem Tag noch ein Sanatorium und das historische Dorf Sula in der Nähe, wo wir uns mit altbelarussischen Vodka-Trinkritualen vertraut machten.
Der 3. Juli, der “Tag der Unabhängigkeit”, ist gemeinsam mit dem 9. Mai der wichtigste staatliche Feier- und Festtag. Am 3 Juli 1944 wurde Minsk von der deutschen Okkupation durch die Rote Armee und Partisanenverbände befreit. Der Kampf um das Überleben, die Selbstbestimmung von der Fremdherrschaft und der danach erfolgte komplette Wiederaufbau des Landes spielen auch im heutigen Selbstverständnis des Staates eine, wahrscheinlich die wesentliche Rolle. Das spiegelt sich auch in der heutigen Staatspolitik und ihrem Gedanken der Souveränität wider. Man muss berücksichtigen, dass 1941-1944 mehr als ein VIERTEL der Gesamtbevölkerung der BSSR umgekommen ist. Ermordet durch die Einsatzgruppen und die Kollaborateure oder gefallen als Rotarmisten und Partisanen. Die Weißrussen haben einen sehr hohen Preis und viel Blut für ihre Freiheit bezahlt. Das wurde nach dem Krieg u.a. dadurch gewürdigt, dass die BSSR neben der UdSSR immer einen eignen UN-Sitz hatte. Am 9.Mai wird immer eine zivile Volksparade abgehalten und am 3.J uli eine militärische und eine der größten staatlichen Unternehmen. Einheiten aller Waffengattungen paradieren vor tausenden Besuchern, der Regierung und dem Präsidenten vorbei. Unter den Besuchern nehmen Abordnungen von Parteien, gesellschaftlichen Massenorganisationen, Veteranen, Gewerkschaften usw. teil. Wir danken an dieser Stelle dem Belarussischen Republikanischen Jugendverband für die Möglichkeit, die Parade von der Tribüne aus zu verfolgen! Und eines hat diese Parade auch gezeigt: Die belarussische Armee ist moralisch und technisch bereit und in der Lage, diese kleine Friedensrepublik auch zu schützen. Danach gab es rund um den aufgestauten Fluss Svislatsch Festaktivitäten mit Live Musik, Schaschlik und anderen Köstlichkeiten, die von großen Unternehmen angeboten werden. Diesen Festtag ließen wir im Traditionsrestaurant Traktir und beim großen Feuerwerk ausklingen.
Wir sagen seitens der ÖWG Danke an unsere belarussischen Freunde für die unvergesslichen Tage in Belarus und die Eindrücke. Wir werden auch weiterhin im Sinne der Völkerfreundschaft unserer beiden Länder unsere Kooperationen und besprochenen Projekte intensiv weiterverfolgen!