Frohe Weihnachten und viel Glück für 2021

Die ÖWG hat ihrer direkten Partnerinstitution in Belarus, dem Haus der Freundschaft (Dom Druzhby), auch heuer wieder Neujahrsglückwünsche übermittelt.

Sehr geehrte Frau Nina Semjonova!

Auf Grund der Corona-Pandemie war es uns in diesem Jahr leider nicht möglich, mit einer Delegation nach Minsk zu kommen.

Wir möchten Ihnen aber mitteilen, dass wir unabhängig von den politischen Entwicklungen weiterhin mit dem Haus der Freundschaft und unseren bisherigen bewährten Partnern zusammenarbeiten wollen. Wir möchten im nächsten Jahr wieder eine Gruppenreise nach Minsk durchführen, wir unterstützen weiterhin das Projekt “Erholung für Kinder aus Belarus” in Niederösterreich, und werden auch Städtepartnerschaften und Kulturveranstaltungen fortzusetzen.

Wir versuchen unsere Mitglieder und Freunde objektiv über die Situation in Belarus zu informieren und die Arbeit für die Freundschaft zwischen unseren Völkern fortzusetzen. Wir beobachten insbesondere die laufende Verfassungsdebatte und den Dialog zur Reform des politischen Systems in Belarus mit Interesse und wünschen der belarussischen Bevölkerung dazu alles Gute. Wir hoffen, dass dadurch das Land selbstbestimmt aus der Krise herausgeführt wird und so das belarussische Sozialmodell und die Souveränität des Landes weiterentwickelt werden können.

Glück, Gesundheit und Frieden für das Jahr 2021 und ein besinnliches Weihnachtsfest!

Peter Bachmaier

Präsident der Österreichisch-Weißrussischen Gesellschaft

Wien, 18. Dezember 2020

Wir erhielten bereits eine nette Antwort des Hauses der Freundschaft:

Auf diesem Wege wünschen wir allen Mitgliedern, Unterstützern, Freunden und Kooperationspartner der Österreichisch-Weißrussischen Gesellschaft frohe Festtage sowie Glück & Gesundheit für das Jahr 2021.

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Zur aktuellen Berichterstattung

Auf Anfrage der Zeitung Der Standard, hat die Österreichisch-Weißrussische Gesellschaft gerne folgende Fragen beantwortet:

1)   Standard: Hält die ÖWG das offizielle Wahlergebnis für korrekt oder gefälscht? Ist Lukaschenko nach ÖWG-Auffassung von der Bevölkerung als Staatschef legitimiert? 

ÖWG: Nachdem die ÖWG bei dieser Wahl mit keinem Wahlbeobachter direkt vor Ort war, können wir auch kein Urteil über den Verlauf, die Abhandlung, die Auszählung und das Resultat dieser Wahlen abgeben, somit wäre es reine Spekulation, ob sie „gefälscht oder korrekt“ sind. Und Spekulationen sind in so einer weitreichenden Frage nicht seriös. Mangels objektiver und belegbarer Informationen, ist es uns daher aus der Ferne unmöglich zu den Manipulationsvorwürfen eine Aussage zu treffen. 

2)   Standard:Wie beurteilt die ÖWG das Vorgehen des Staates/ der Polizei gegen die Demonstranten?  Unterstützt die ÖWG politische Anliegen der oppositionellen Demonstranten und ggf. welche?

ÖWG: Der gesamte Wahlkampf im Vorfeld verlief in einer für Belarus bisher einmalig aufgeheizten und zugespitzten Stimmung. Diese Stimmung eskalierte dann am Abend des Wahltages und in der Folge kam es mehrere Tage zu besorgniserregenden Szenen auf den Straßen. Aus unserer Beobachtung der medialen Quellen ergibt sich für folgendes Bild: Einerseits gab es aufgehetzte, teils auch militante Gruppen unter den Demonstranten, die aktiv Ordnungskräfte attackierten, auf der anderen Seite gab es Polizeigewalt. Polizeigewalt gegen Unbeteiligte bzw. unschuldige Demonstranten, die ehrliche Kritik zum Ausdruck bringen möchten, ist jedoch abzulehnen und zu verurteilen. In Belarus, wie auch in allen anderen Ländern. Demnach ist das Anliegen nach Überprüfung der Verhaftungen durch die Behörden zu unterstützen. 

3)   Standard:Nutzt die ÖWG derzeit ihre Kontakte nach Belarus, um dort zu vermitteln? Wenn ja, wie? 

ÖWG: Wie Sie bereits unserer Homepage entnehmen konnten, haben wir unseren Aufruf zu einer Deeskalation und für Frieden und Einheit des Landes veröffentlicht und diesen auch unseren Partnern in Belarus zu Kenntnis gebracht. Wir sehen keine andere Möglichkeit, als dass ein selbstbestimmter innerbelarussischer Dialog über die Zukunft des Landes geführt wird. 

Eine Einmischung bzw. Intervention von außen ist kritisch zu sehen, weil hier internationale und geopolitische Interessen den innerbelarussischen Moment überlagern könnten. 

4)   Standard:Auf der Website war Anfang 2020 von der Idee einer parlamentarischen Freundschaftsgruppe Ö-Belarus die Rede (http://www.oewg.org/?paged=2). Gibt es diese Gruppe mittlerweile und wer ist daran beteiligt? 

Nachdem sich die Beziehungen zwischen BY und AUT in den letzten Jahren, auch mit dem bescheidenen aber sehr aktiven Beitrag der ÖWG, glücklicherweise verbessert und gegenseitige Staatsbesuche stattgefunden haben, entstand auch die Idee einer parlamentarischen Freundschaftsgruppe zwischen BY und AUT. Diese Idee unterstützten wir natürlich. Diese wurde dann realisiert als Freundschaftsgruppe für „Belarus, Moldawien und Ukraine“. Unseres Wissens nach wurde diese inzwischen, jedoch erst vor kurzem, konstituiert. NEOS-Vertreter NR Brandstätter ist dort Vorsitzender. Ob diese nun schon aktiv ist/getagt hat bzw. wer nun aller aus den einzelnen österreichischen Parteien darin vertreten ist, erfragen Sie bitte direkt beim österreichischen Parlament. Üblicherweise sind bei zwischen-parlamentarischen Freundschaftsgruppen alle Parteien vertreten. 

5)   Standard:Warum findet sich in sämtlichen Beiträgen der ÖWG der letzten Jahre kein kritisches Wort zu Lukaschenkos Wirken? 

ÖWG: Die ÖWG ist keine „missionarische“ Organisation, die die Menschen in Belarus belehrt oder sich über ihre Homepage in die dortige Innenpolitik einmischt. Unser Ziel ist es nicht, Belarus nach „österreichischen Vorstellungen“ zu formen, sondern auf Basis der jeweiligen Situation die Zusammenarbeit und den Austausch zu verbessern. So entspricht das auch dem bewährten Grundsatz der österreichischen Neutralität. Als offiziell anerkannte bilaterale Freundschaftsgesellschaft, die auch im Dachverband PAN (Partner aller Nationen) vertreten ist, arbeiten wir mit den offiziellen Partner-Stellen und gesellschaftlichen Organisationen des Partnerstaates zusammen, um das Beste für die Freundschaftsarbeit zu realisieren. Wir versuchen auf unserer Homepage die belarussischen historischen und aktuellen Realitäten möglichst tatsachengetreu darzustellen, ohne dabei eine politische oder moralische Wertung („Kritik“) vorzunehmen. Gleichzeitig ist festzuhalten, dass die ÖWG keine Nachrichtenagentur ist und nicht die Ressourcen hat, auf jede aktuelle Entwicklung aus eigener Wahrnehmung einzugehen. 

6)    Standard: Wie kommt es, dass so viele Vertreter der ÖWG in der niederöstereichischen SPÖ verankert sind?

ÖWG: Wir haben in unserer Freundschaftsgesellschaft ALLE Weltanschauungen vertreten, es gibt Leute, die Mitglied in einer österreichischen Partei sind, die große Mehrheit jedoch ist in keiner Partei Mitglied. Das Engagement unserer ehrenamtlich Tätigen in der Freundschaftsarbeit mit Belarus hat nichts mit deren Engagement oder Funktionen in österreichischen Parteien, so auch der SPÖ, zu tun. Auch das ist in den meisten bilateralen Freundschaftsgesellschaften üblich. 

7) Standard: Werden Projekte der ÖWG vom weissrussischen Staat (mit)finanziert? 

ÖWG: Die ÖWG ist ein Verein, der sich ausschließlich durch seine Mitgliedsbeiträge finanziert. Mehr noch, unsere Ehrenamtlichen opfern nicht nur ihre Freizeit für die Freundschaftsarbeit, sondern spenden auch noch für Projekte. Das betrifft auch die Reisen der ÖWG nach Belarus, die sich die Mitreisenden immer selbst bezahlen. Wir haben vom belarussischen Staat noch nie Geld bzw ein Projekt finanziert bekommen. Die ÖWG hat mit ihrer Arbeit in einer Zeit begonnen, als sich hierzulande kaum jemand für das Land interessierte. Der Schwerpunkt der ÖWG liegt, wie auch auf unserer HP und unseren Statuten beschrieben, im geistig-wissenschaftlichen, kulturellen und humanitären Bereich um eine Brücke zwischen unseren Völkern zu bauen und es Menschen aus dem jeweils anderen Land zu ermöglichen, das Partnerland kennenzulernen. Die Anbahnung wirtschaftlicher Aktivität zwischen BY und AUT ist nicht die Aufgabe der ÖWG, dazu gibt es die dafür zuständigen Institutionen in BY und AUT. Das unterscheidet uns vielleicht auch von einigen anderen bilateralen Gesellschaften. 

Und hier ist der veröffentlichte Artikel: https://apps.derstandard.at/privacywall/story/2000119442430/freundschaftsgruesse-an-lukaschenko-aus-oesterreich

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Stellungnahme zur Krise in der Republik Belarus

Die Österreichisch-Weißrussische Gesellschaft, die seit ihrer Gründung im Jahr 2006 viel im Bereich der „Volksdiplomatie“ zur Vertiefung der bilateralen, kulturell-geistigen und menschlichen Beziehungen zwischen dem österreichischen und belarussischen Volk beigetragen hat, sieht die aktuelle Situation und Entwicklung in und rund um Belarus mit tiefer Besorgnis. 

Der aktuelle Konflikt ist jedoch zu vielschichtig und komplex, um ihn nur einseitig „schwarz-weiß“ betrachten oder beantworten zu können. In diesem Sinne treten wir auch für eine möglichst objektive Darstellung in der medialen Debatte ein, die auch die geschichtlichen, wirtschaftlichen und geopolitischen Hintergründe berücksichtigt.

Wir lehnen eine Einmischung ausländischer Kräfte in diesen Konflikt ab, da diese noch zusätzlich „Öl ins Feuer“ gießen würde und einen notwendigen innerbelarussischen Dialog erschwert. Welches destruktive Resultat die Einmischung äußerer Kräfte beispielsweise in der Ukraine gebracht hat, ist leider offensichtlich.

Für Frieden und Einheit

Das Wichtigste ist jetzt, den Frieden und die Einheit des Landes zu gewährleisten und ein tragfähiges Fundament zu schaffen, auf dem die politischen Akteure in Belarus SELBSTBESTIMMT über die weitere Entwicklung ihres Heimatlandes – unter Berücksichtigung sozial-, wirtschafts- und geopolitischer Faktoren und auf Basis der sozialstaatlichen Errungenschaften – einen Dialog führen können. 

Die ÖWG ist eine ÜBERPARTEILICHE und NICHT-GEWINNORIENTIERTE Freundschaftsgesellschaft, in der verschiedene Weltanschauungen und Meinungen vertreten sind. Es sind Österreicherinnen und Österreicher sowie Belarussinnen und Belarussen, die Folgendes eint und die in folgenden Bereichen konkrete Projekte vorantreiben: 

– kulturelle, wissenschaftliche und gesellschaftliche Beziehungen zwischen Österreich und Belarus

– Austausch auf humanitärem Gebiet

– ein vorurteilsfreier und friedlicher Dialog zwischen den Nationen, Kulturen und Konfessionen unserer beiden Länder

Diese wertvolle Arbeit werden wir unabhängig von der weiteren politischen Entwicklung im Geiste der Völkerfreundschaft fortführen. 

Für Frieden und Freundschaft!

За мир и дружбу!

Wien, 15. August 2020

Österreichisch-Weißrussische Gesellschaft

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Tag der Unabhängigkeit

Am 03.Juli feiert die Republik Belarus ihren Nationalfeiertag, den Tag der Unabhängigkeit. An diesem Tag im Jahr 1944 wurde Minsk nach Jahren der deutschen Okkupation von der Roten Armee und Partisanenverbänden befreit. Das Land war verwüstet und mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung kam ums Leben.

Der Befreiungskampf, der Wiederaufbau des Landes und das Streben nach Selbstbestimmung und Gerechtigkeit sind auch heute noch tragende Pfeiler der Staatsideologie eines souveränen sozialen Volksstaates und ganz fest im Bewusstsein des belarussischen Volkes verankert.

Im Namen der Österreichisch-Weißrussischen Gesellschaft (ÖWG) wünsche ich unseren belarussischen Freunden alles Gute zum heutigen Feiertag, Glück und Frieden in der Zukunft! Für die Freundschaft unserer Völker! S Prazdnikom! С праздником!

Prof. Peter Bachmaier, Präsident der ÖWG

Foto aus BelTA online
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Die Coronakrise und ihre Folgen

Diskussion der ÖWG am 3. Juni 2020

Post-Corona: Mit staatlich organisierter Kapitalherrschaft in ein neues, kybernetisches Zeitalter

Die ÖWG hat am 3. Juni 2020 eine Diskussion über die Coronakrise abgehalten, die allerdings in einem kleineren Kreis und nicht in einem öffentlichen Lokal stattfand. Unter der Diskussionsleitung von ÖWG-Vizepräsident David Stockinger hielt zunächst der Historiker Hannes Hofbauer, Leiter des Promediaverlags, einen Vortrag über „Post-Corona: Mit staatlich organisierter Kapitalherrschaft in ein neues, kybernetisches Zeitalter“.

Nach einleitenden Worten, in denen er darauf hinwies, dass die Gefährlichkeit des Virus von den Maßnahmen dagegen übertroffen zu werden droht, sprach er über die zu erwartenden Folgen des Lockdown, die in vieler Hinsicht gewaltig und zerstörerisch sein werden. Die gesundheitlichen Folgen im Zuge des Aufschiebens von notwendigen medizinischen Eingriffen streifte Hofbauer ebenso wie soziale, psychische, bildungsmäßige und kulturelle Schäden, um sich dann den wirtschaftlichen und politischen Aussichten zu widmen.

Zwei zu erwartende Phänomene standen im Mittelpunkt der Ausführungen: Konzentrationsprozesse in vielen Branchen der Wirtschaft und die Festigung bzw. Herausbildung neuer Leitsektoren. Beides findet vor einer gestärkten Rolle des Staates und einer geopolitischen Machtverschiebung statt.

Die Schließung des gesellschaftlichen Lebens inklusive Ausgangssperren bewirkt in ökonomischer Hinsicht, dass die Kapitalstärkeren überleben. Nach dem Muster des Lebensmittelhandels wird das in vielen anderen Branchen ein Zurückdrängen von Eigentümer-geführten Klein- und Mittelbetrieben und deren Ersetzung durch Ketten oder gar Monopolisten bewirken. Das krasse Beispiel des Handels zeigt die Richtung, in die es geht. Während der stationäre, oft örtlich strukturierte Handel in vielen Ländern der EU auf staatliche Anweisung hin zwei Monate geschlossen bleiben musste, übernahm der weltgrößte Onlinehändler das Terrain. Amazon stellte in den Lockdown-Monaten März und April 2020 175.000 neue Beschäftigte ein, das Vermögen von Amazon-Boss Jeff Bezos nahm im selben Zeitraum um 10 Mrd. US-Dollar zu.

Gewichtiger als der Konzentrationsprozess könnte eine Wende vom industriellen zum kybernetischen Zeitalter sein. Diese zeichnet sich schon seit längerem ab, erhält nun aber durch die staatlichen Interventionen eine völlig neue Dimension. Neue Leitsektoren eines biotechnisch-pharmazeutisch-kognitiven Komplexes helfen der kapitalistischen Verwertungskrise, die spätestens mit der Weltwirtschaftskrise 2007/08 virulent wurde, aus der Patsche.

Nanotechnik, Robotik und Künstliche Intelligenz sind technische Zutaten einer kybernetischen Wende, deren Spezifikum eine Nachfrage nach Optimierung und Personalisierung von Produktionsprozessen ist. Diese wiederum stellen ein Einfallstor für Kontroll- und Überwachungstechniken dar. Die Maßnahmen gegen die Verbreitung von Covid-19 – wie Testen, Tracken und Selbstoptimieren – sind ein gesundheitlich argumentierter Einstieg, der auf alle Lebensbereiche ausgedehnt werden kann. Damit droht auch der Mensch in seiner Körperlichkeit zum Objekt von Kommodifizierung zu werden. Es hat sich – scheinbar – herausgestellt, dass der Mensch als Produzent einen Unsicherheitsfaktor darstellt, anfällig für Viren und Krankheiten. Sein schlechtes Immunsystem (verstärkt durch neue Kulturtechniken wie Maske-tragen, keine Hand geben, Abstand halten) kann, den Apologeten der biotechnisch-pharmazeutischen Wende zufolge, mit Medikamenten, Impfungen und dergleichen kompensiert werden. Während der Mensch also im Produktionsprozess durch Roboter und künstliche Intelligenz ersetzt wird, kann an seiner Körperlichkeit verdient werden.

Abschließend wurde noch besprochen, dass dies alles vor dem Hintergrund eines geopolitischen Hegemoniewechsels weg vom transatlantischen hin zum ostasiatischen Raum stattfindet.

Keine Panik in Belarus

Im Anschluss daran sprach der Osteuropahistoriker Peter Bachmaier, Präsident der ÖWG, über „Keine Panik in Belarus“. Er hob den eigenständigen Weg von Belarus in der Coronakrise hervor. Präsident Alexander Lukaschenko hat die Coronaepidemie als „Psychose“ bezeichnet und sich geweigert, eine Quarantäne über das ganze Land zu verhängen. Belarus ist das einzige Land, das nicht stillgelegt wurde. Die Betriebe und Geschäfte, die Gastwirtschaften, Schulen, Universitäten und Kirchen sind nicht geschlossen, sondern geöffnet und arbeiten weiter. Eine Stillegung der ganzen Wirtschaft würde das Land nicht überleben, sagte Lukaschenko.

Das heißt aber nicht, dass die Epidemie in Belarus nicht existiert, und dass nichts dagegen getan wird. Die Epidemie ist im März auch nach Belarus gekommen, und das Land war auch darauf vorbereitet. Es gab einen umfassenden Plan zur Bekämpfung der Epidemie.

In Belarus wurde das sowjetische Gesundheitssystem nicht zerstört, wie in anderen ex-sowjetischen Ländern. Es gab aus der sowjetischen Zeit noch Krankenhäuser für Infektionskrankheiten, Vorsorgemaßnahmen für eine Epidemie mit medizinischer Ausrüstung, Instituten für Virologie und Epidemiologie, und geschultes Personal. Das belarussische Gesundheitswesen war in der Lage, alles zu bewältigen.

Nach Angaben der UNO war Belarus für die Krise gut vorbereitet, weil es über 41 Ärzte, 114 Krankenschwestern und 110 Krankenhausbetten pro 10.000 Einwohner verfügt. In den fortgeschrittenen europäischen Ländern ist der Durchschnitt dagegen: 30 Ärzte, 81 Krankenschwestern und 55 Krankenhausbetten.

Präsident Lukaschenko hat die Weltgesundheitsorganisation WHO zu einem Besuch in Belarus eingeladen. Die Delegation kam im April und erklärte, dass alles in Ordnung ist und gab einige Empfehlungen, die weitgehend befolgt wurden. Jeder kann selbst entscheiden, wie er sich und seine Familie schützt, ob er die Kinder in die Schule schickt oder nicht. Es gibt keine Panik, die Epidemie ist unter Kontrolle.

Es gibt in Belarus eine Freiwilligenbewegung unter den Menschen, die eine Tradition hat. Eine Bürgerinitiative sammelte 2 Mio. Euro für Ärzte und Krankenschwestern. In den Häusern gibt es Kundmachungen mit Telefonnummern, an die man sich wenden kann, wenn man etwas aus der Apotheke braucht. Taxifahrer befördern Patienten und Ärzte gratis, Restaurants liefern Essen gratis an Patienten und Spitäler. Die Stadt Minsk stellte den Ärzten und dem medizinischen Personal zwei Hotels zur Verfügung.

Auf Grund des wirtschaftlichen Abschwungs in den wichtigen Partnerstaaten hat Belarus einen relativ spürbaren Konjunkturrückgang erleben müssen. Aber wenn sich die Staaten wieder öffnen, wird Belarus in der Lage sein, seine Wirtschaft schnell wiederherzustellen, wie sich Präsident Lukaschenko am 25. Mai äußerte.

Nach dem Stand vom 1. Juni 2020 sind in Belarus 43.000 Menschen mit positivem Corona-Test registriert worden, was 8,7% der Anzahl der durchgeführten Tests beträgt. Nach den Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 18.000 mit Corona-Virus Infizierte geheilt und entlassen. Bisher sind nur 215 Menschen an Corona-Virus (Covid 19) gestorben.[1]

Die Militärparade zum 9. Mai 2020

Der Präsident hat dem internationalen Druck nicht nachgegeben und auch als einziger Staat in Europa am 9. Mai 2020 eine Militärparade aus Anlaß des Tages des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg in Minsk abgehalten. Das war von großer Bedeutung, weil die Geschichte als Waffe benutzt wird, um Konflikte in der Gegenwart auszutragen.

Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko erklärte dazu in seiner Rede auf der Militärparade: „Wir konnten einfach nicht anders, wir hatten keine andere Wahl…Die Lehre der Geschichte ist einfach und gerecht – jedes Volk, das sein Heimatland, seinen Boden und die Zukunft seiner Kinder verteidigt, ist unbesiegbar.” Die Militärparade brachte eindrucksvoll die Unabhängigkeit des belarussischen Staates zum Ausdruck. Die ÖWG hielt am 9. Mai ebenfalls eine Gedenkveranstaltung in Wien beim Denkmal der Roten Armee ab.


Hannes Hofbauer und Peter Bachmaier bei der Diskussion der ÖWG über „Die Coronakrise und ihre Folgen“, 3.6.2020
ÖWG-Diskussion über die Coronakrise und ihre Folgen mit David Stockinger, Peter Bachmaier und Hannes Hofbauer in der Wohnung von Anna Krasnaya, 3.6.2020
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Jubiläumsfeier zum 75. Jahrestag des Sieges am 9. Mai 2020 in Wien

Die Österreichisch-Weißrussische Gesellschaft beteiligte sich am 9. Mai 2020 an der traditionellen Kranzniederlegung am Denkmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz, die jedoch auf Grund der Einschränkungen durch die Coronaepidemie nicht im selben Umfang wie sonst durchgeführt werden konnte. Die Botschafter der GUS-Länder besuchten das Denkmal bereits am 8. Mai und der Marsch des Unsterblichen Regiments mußte abgesagt werden. Trotzdem kamen hunderte Menschen mit Blumen, mit Porträts ihrer Vorfahren und in Uniform. Die Vereinigung der russischen Landsleute „Rodina“ (Heimat) in Wien organisierte ein Konzert mit patriotischen und Soldatenliedern aus der Zeit des Großen Vaterländischen Krieges, die von vielen Teilnehmern mitgesungen wurden. Es nahmen auch andere Organisationen aus ost- und südosteuropäischen Ländern teil wie die Bulgarische Kulturvereinigung „Kyrill und Method“, die Serbische Kulturvereinigung und die „Nachwölfe“ aus der Republika Srpska, die aus diesem Anlaß mit Motorrädern aus Banja Luka nach Wien gekommen waren.

Die ÖWG hielt am Schluß der Veranstaltung eine eigene Kundgebung mit einer österreichischen und einer belarussischen Fahne ab. Der Präsident der ÖWG, Peter Bachmaier, wies darauf hin, daß der Sinn des Sieges vom 9. Mai 1945 in der Inschrift am Denkmal festgehalten sei: „für die Befreiung des Vaterlands und der Völker Europas“. Die Republik Belarus führe deshalb als einziges Land in Europa eine Militärparade durch, mit der sie an dieses Ziel auch in Zeiten der globalen Krise erinnern möchte. Vizepräsident David Stockinger erklärte anlässlich dieses wichtigen Gedenktages: “Dem zunehmenden Geschichtsrevisionismus einiger westlicher Politiker in jüngster Zeit darf kein Platz gegeben werden. Diese politisch motivierte Gleichsetzung von Aggressoren und Opfern, von Hitler-Deutschland und der Sowjetunion, von Faschismus und Sozialismus ist unerträglich. Jeder Österreicher kann der Roten Armee ob der Befreiung vom Faschismus nur danken. Danke für die Freiheit, Unabhängigkeit und Neutralität unseres Landes!”

Die Violinistin Anna Krasnaja aus Minsk, ÖWG-Mitglied, spielte vor dem Denkmal die belarussische Nationalhymne und die bekannten Soldatenlieder „Der heilige Krieg“ und „Katjuscha“. Nach der Kundgebung trafen sich die Mitglieder der ÖWG und ihre Freunde noch zu einem Picknick im Park.

Foto: Die Delegation der ÖWG vor dem Denkmal der Roten Armee (Foto: Victoria Benhak)
Die Gruppe der ÖWG mit der österreichischen und der belarussischen Fahne vor dem Denkmal
Die Violinistin Anna Krasnaja auf der Kundgebung
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Tag des Sieges am 9. Mai in Belarus

Militärparade in Minsk zur Erinnerung an den 75. Jahrestag des Kampfes für die Befreiung des Vaterlandes

In diesem Jahr war die belarussische Hauptstadt Minsk der einzige Ort in Europa, wo eine Militärparade zum 75. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg stattfand. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko erklärte dazu in seiner Festrede:

Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte von Belarus, Präsident Alexander Lukaschenko, nimmt die Parade am 9. Mai ab

„Seit 75 Jahren ehren wir die Geschichte der großen Heldentaten der Sieger. Selbst die Idee, diese Traditionen zu verraten, halten wir für inakzeptabel. In dieser verrückten Welt, die ihre Orientierungspunkte verloren hat, wird es Menschen geben, die uns für den Ort und die Zeit dieser heiligen Handlung verurteilen. Wir konnten einfach nicht anders, wir hatten keine andere Wahl. Auf uns schauen heute Soldaten der Roten Armee, die für unsere Freiheit gestorben sind, Partisanen und Untergrundkämpfer, Männer, Frauen und Kinder von Chatyn.“

„Heute ehren wir die Heldentaten unserer Väter und Großväter. Ihr Weg zum Sieg war lang und mit vielen Opfern verbunden. Diese Lehre ist einfach und gerecht – jedes Volk, das sein Heimatland, seinen Boden und die Zukunft seiner Kinder verteidigt, ist unbesiegbar…Mit unseren Brudervölkern, mit denen unsere Väter und Großväter der Katastrophe des 20. Jahrhunderts ein Ende machten, sind wir für ewig blutsverwandt.”

In Belarus sind heute angesichts der Coronaepidemie Unternehmen, Geschäfte, Restaurants und Kinos, Schulen und Universitäten geöffnet. „Dennoch ist die Lage mehr oder weniger normal“, sagte Lukaschenko. „Nach den letzten offiziellen Angaben  sind in dem Land mit knapp zehn Millionen Einwohnern 20.168 Menschen mit dem Coronavirus infiziert und 116 Personen daran gestorben. Er habe „keine Grundlage, um die Parade abzusagen“, sagte Lukaschenko. Das sei eine „emotionale, tief ideologische Sache“. Die Parade werde „ganz unter Kontrolle“ und „streng organisiert“ sein und „die Gesundheit unserer Leute gar nicht beeinflussen“.

Das Gardebataillon an der Spitze der Parade
Ein Panzerbataillon auf der Parade

“Der Feiertag ist uns heilig”, sagte Lukaschenko auf der Parade in Minsk. Er wandte sich in seiner Rede auch an Kritiker der Parade in Zeiten des Coronavirus. “Wir können nicht anders”, betonte er. „Belarus ist es den Opfern des Zweiten Weltkrieges schuldig. “Belarus gehörte zu den Ländern, die am meisten im Zweiten Weltkrieg zu leiden hatten.“

Auch der berühmte sowjetische Weltkriegs-Panzer T-34 fuhr durch die Stadt, neben anderem schweren Kriegsgerät, darunter modernen Raketen. Am Himmel flogen Hubschrauber und Kampfflugzeuge. Auf einer festlich geschmückten Tribüne saßen die mit Weltkriegsorden dekorierten Veteranen und ihre Angehörigen. Tausende Zuschauer, darunter Kinder und ältere Menschen, verfolgten bei sonnigem Wetter und Orchestermusik die Parade vom Straßenrand aus.

„Eine Nation, die ihre Geschichte vergisst und nicht schätzt, hat keine Zukunft.“ Das sagte Leiter der Präsidialverwaltung Igor Sergejenko vor Journalisten. Die Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg hätten eine große Bedeutung. „Natürlich trauern wir heute um jene Menschen, die für die Freiheit, die Unabhängigkeit unseres Landes gefallen sind. Aber gleichzeitig ist dieser Feiertag lebensbejahend“, sagte Igor Sergejenko.

Mitglieder des Belarussischen Republikanischen Jugendverbandes mit der belarussischen Fahne

Präsident Lukaschenko wollte den Leuten die Angst nehmen, indem er zum orthodoxen Ostergottesdienst erschien und an Fußballspielen teilnahm. Lukaschenko erklärte, dass die Gefahren des Coronavirus erblassen im Vergleich zu den Härten des Großen Vaterländischen Krieges.

Präsident Lukaschenko beim Einlegen von Kapseln mit der Erde von den Orten des militärischen Ruhms in der Gedächtniskirche aller Heiligen in Minsk

Präsident Alexander Lukaschenko beteiligte sich am 8. Mai 2020 an der feierlichen Zeremonie des Einlegens der Kapseln mit der Erde von den Orten des belarussischen militärischen Ruhms, die in der Gedächtniskirche aller Heiligen in Minsk stattfand. Der Staatschef zündete in Anwesenheit von Geistlichen, Vertretern der Streitkräfte, Funktionären des Staates und der Jugendverbände eine Kerze zum Gedenken an die gefallenen Soldaten und der Opfer des Großen Vaterländischen Krieges an. Die Erde wurde an Orten in Belarus, in Russland und der Ukraine, aber auch in Österreich, Norwegen, Polen, Serbien, Finnland, Lettland, Rumänien, Ungarn, Estland und der Republik Moldau gesammelt.

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Verabschiedung von Botschafterin Dr. Alena Kupchyna

Am 28. Februar 2020 endete die Amtszeit von Frau Dr. Alena Kupchyna nach vier Jahren als Botschafterin von Belarus in Österreich. Am 14. Februar wurde sie vom Generalsekretär des österreichischen Außenministeriums, Botschafter Peter Launsky-Tieffenthal im Alois-Mock-Saal des Ministeriums in Anwesenheit von 30 Botschaftern und Diplomaten offiziell verabschiedet, der ihre Verdienste um die Normalisierung und Verbesserung der österreichisch-belarussischen Beziehungen gerade in diesen vier Jahren hervorhob. Als Höhepunkte der diplomatischen Tätigkeit der Botschafterin bezeichnete er den Besuch der österreichischen Außenministerin Karin Kneissl in Minsk am 15. Jänner 2019 bei Außenminister Vladimir Makei, die Konferenz der OSZE über Menschenhandel in Wien am 11. April 2019 und vor allem den Staatsbesuch des Präsidenten von Belarus, Alexander Lukaschenko, in Österreich am 12. November 2019 in Wien. Es war der erste Staatsbesuch Lukaschenkos in einem EU-Mitgliedsland und zeigte die besondere belarussische Wertschätzung Österreichs.

Die Österreichisch-Weißrussische Gesellschaft (ÖWG) organisierte bereits am Beginn der Tätigkeit Alena Kupchynas in Österreich gemeinsam mit ihr am 24. März 2017 eine Festveranstaltung „25 Jahre österreichisch-belarussische diplomatische Beziehungen“ mit über 100 Gästen in der Diplomatischen Akademie, an der auch der Zweite Präsident des Nationalrats, Karlheinz Kopf, teilnahm. Die ÖWG nahm in der Folge an einer Reihe von Veranstaltungen mit Botschafterin Kupchyna teil, wie an belarussischen Ausstellungen und Konzerten sowie an Festveranstaltungen aus Anlass des Nationalfeiertags oder des Weihnachtsfestes. Am 11. April 2019 empfing Frau Botschafterin Kupchyna die Delegation der ÖWG vor der Abreise nach Belarus zu einem Meinungsaustausch.

Am 11. November 2019 nahm eine Delegation der ÖWG an der Kranzniederlegung von Präsident Lukaschenko am Denkmal der Roten Armee am Schwarzenbergplatz in Wien gemeinsam mit Botschafterin Alena Kupchyna und den Botschaftern der GUS-Länder teil. Zwei Mitglieder der ÖWG, Prof. Dr. Peter Bachmaier und die Leiterin der Aktion „Erholung für Kinder aus Belarus“, Maria Hetzer, nahmen am Mittagessen in der Hofburg teil, das Bundespräsident Alexander van der Bellen für Präsident Lukaschenko und seine Delegation gemeinsam mit Alena Kupchyna gab. Am 12. Dezember 2019 gab Botschafterin Kupchyna ein belarussisches Konzert mit einer Komposition von Georges Sosnowski „Vier Bilder von Klimt“ in der Klimtvilla in Hietzing. Auf der Violine spielte Yuliya Lebedenko, die auch Lieder sang, begleitet von der Pianistin Lizaveta Bormotova. Zum Abschied von ihrer außerordentlich erfolgreichen Tätigkeit als Botschafterin in Österreich überreichte der Präsident der ÖWG, Prof. Peter Bachmaier, Botschafterin Kupchyna ein Fotobuch mit einer Widmung und mit Fotos der wichtigsten Veranstaltungen und Ereignisse dieser vierjährigen erfüllten Periode.

Frau Botschafterin Alena Kupchyna wird Österreich aber nicht gänzlich verlassen, sondern eine neue Tätigkeit in einer hohen Funktion in der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) übernehmen. Ab 2. März 2020 übernimmt sie die Stelle als Koordinatorin für den Kampf gegen den Terrorismus im Sekretariat der OSZE in Wien. Wir werden uns immer an sie erinnern und wünschen ihr viel Erfolg für ihre weitere Arbeit in Wien.

Generalsekretär Peter Launsky-Tieffenthal verabschiedet Botschafterin Frau Dr. Alena Kupchyna am 14. Februar 2020 im Alois-Mock-Saal des österreichischen Außenministeriums
Frau Botschafterin Dr. Alena Kupchyna mit Erstem Botschaftsrat Mag. Andrei Yaroshkin, ÖWG-Präsident Prof. Peter Bachmaier und der Leiterin der Aktion „Erholung für Kinder aus Belarus“, Maria Hetzer, bei der Verabschiedung am 14. Februar 2020
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Covid 19 in Belarus – Fakten

Interview mit dem Gesandten der Republik Belarus in Österreich, Herrn Mag. Andrei Lozovik, über den Coronavirus, 6.Mai 2020

Die Ausbreitung des Coronavirus wurde durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Pandemie eingestuft. Dies bedeutet, dass das neue Virus eine Gefahr für die Sicherheit der ganzen Menschheit darstellt. Ihre Überwindung hängt von jedem Menschen, jedem Land und jeder internationalen Organisation ab. Unser Land ist sehr offen und in den wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Austausch involviert. Aus diesem Grunde war die Erscheinung der Infektion in Belarus nur eine Frage der Zeit.

Die belarussischen Behörden haben die Entwicklung der epidemiologischen Situation im Ausland aufmerksam beobachtet. Die belarussischen Botschaften haben sich am Monitoring ebenfalls beteiligt. Die ausländischen Erfahrungen wurden analysiert und ausgewertet, es wurden präventive Maßnahmen getroffen.

Es sei bemerkt, dass der Bereitschaftsgrad des Gesundheitssystems unseres Landes hinsichtlich der Epidemie ziemlich hoch war. Zum Glück ist es Belarus gelungen, nicht nur das positive Erbe der Sowjetzeit zu erhalten, sondern auch eine sukzessive Modernisierung durchzuführen und die Materialbasis zu stärken. Nach Angaben der WHO verfügt Belarus über 1083 Krankenhausbetten pro 100.000 Einwohner. Nach dieser Kennzahl übertreffen wir deutlich fast alle europäischen Staaten ausgenommen eventuell Monaco. In Österreich entfallen auf 100 000 Einwohner 761 Krankenhausbetten. Nicht schlecht steht Belarus auch in puncto Ärztezahl pro 10.000 Einwohner da. In dieser Hinsicht ist Österreich, wo dieser Kennwert 62 Ärzte beträgt, uns etwas überlegen. Unsere Zahl (52 Ärzte) übertrifft aber beispielsweise die schweizerische Kennzahl (43).

Der erste COVID-19-Fall wurde in Belarus am 29. Februar registriert. Von Anfang an wurden in Belarus umfassende Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung der Infektion in drei Richtungen unternommen – epidemiologische Forschung, Lokalisierung von Corona-Hotspots, medizinische Reaktion und Distanzierungsmaßnahmen. Innerhalb kürzester Zeit wurde das System der Corona-Tests in Gang gesetzt. Neben den ausländischen Verfahren werden dabei auch einheimische Tests verwendet. Ihre Produktion wurde sechs Tage nach der Veröffentlichung der Struktur des neuen Virus durch die WHO aufgenommen. Zur Bestätigung der Effizienz der belarussischen Tests wurden die Ergebnisse ins WHO-Labor gebracht. Zum jetzigen Zeitpunkt werden in Belarus täglich ca. 8.500-9.000 COVID-19-Tests gemacht. Nach dieser Zahl liegt Belarus in unserer Region an der zweiten Stelle hinter Russland und nimmt weltweit den 37. Platz ein.

Heute ist die epidemiologische Situation in Belarus unter Kontrolle. Seit Beginn der Epidemie wurden 23.906 Infektionsfälle registriert. Die Krankheit verläuft bei den meisten infizierten Menschen in einer leichten Form. Wir trauern um den Tod von 135 Menschen, bei denen COVID-19 festgestellt wurde. Dank unseren Medizinern ist diese Kennzahl jedoch niedriger als in anderen Ländern.

Im Großen und Ganzen verdient die Arbeit belarussischer Ärzte höchste Wertschätzung. Die Regierung unseres Landes unternimmt alles Mögliche, um sie zu schützen und zu unterstützen. Die Versorgung von Krankenhäusern mit Atemschutzmasken und Schutzanzügen für das Personal wurde rasch aufgestockt. Der Großteil der benötigten Schutzmittel wird dabei durch einheimische Unternehmen produziert. Präsident Lukaschenko hat die Gehälter der bei der Bekämpfung von COVID-19 eingesetzten Mediziner wesentlich erhöht. Nicht unbeteiligt blieben auch belarussische Unternehmen und einfache Bürger. Durch private Spenden wurden zusätzliche Schutzmittel erworben und Mahlzeiten für medizinische Mitarbeiter organisiert.

Die Bereitschaft von Belarus zur Eindämmung der Epidemie wurde durch die Experten der WHO-Mission, die bei uns vom 8. bis zum 11. April auf Einladung des Präsidenten arbeitete, positiv bewertet. Nicht viele Länder haben die Experten der obersten medizinischen Organisation der Welt zur Einschätzung der Situation in dieser alles andere als einfachen Zeit zu sich eingeladen. Nach dem Besuch unterbreitete die Mission Empfehlungen, die von den belarussischen Behörden aufmerksam geprüft und berücksichtigt wurden. Bei der Ausarbeitung der Herangehensweisen im Kampf gegen COVID-19 ging die Regierung unseres Landes von einer komplexen Analyse aller Faktoren aus, auch von den potentiell katastrophalen Folgen der unternommenen Schritte für die Wirtschaft.

Zur Eindämmung der Ausbreitung von COVID-19 wurden auch Maßnahmen der sozialen Distanzierung getroffen. Das System der Selbstisolierung infizierter Personen und ihrer Kontakte wurde eingeführt und erfolgreich umgesetzt. In Betrieben, Organisationen und öffentlichen Einrichtungen wurden prophylaktische Maßnahmen, inklusive der Desinfektion, getroffen. Besonders wichtig ist, dass belarussische Bürger und Bürgerinnen, die sich der Gefahr des neuen Virus bewusst und über die Empfehlungen bezüglich der Krankheitsvorbeugung informiert sind, selbständige Schritte unternehmen, um die Ansteckung zu vermeiden und ihre Nächsten, besonders aus der Risikogruppe, nicht dieser Gefahr auszusetzen.

Insofern haben wir in Belarus das Problem, das sich aus der durch die WHO verkündeten Pandemie ergibt, nicht weniger ernst als unsere Freunde und Partner in anderen Ländern genommen. Jedes Land erarbeitet seine Lösungen und Reaktionsformen, um seine Bevölkerung zu schützen und zur Überwindung der vor der Menschheit stehenden Herausforderung beizutragen.

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Belarus feiert 75 Jahre Großen Sieg über den Faschismus

Heuer wird es – unter Berücksichtung der Coronasituation- am 8. und 9.Mai überall in Belarus Feierlichkeiten zu diesem wichtigen Datum geben. Gerade die BSSR wurde durch den Angriffskrieg Hitler-Deutschlands und die Okkupation schwer gezeichnet. Fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung wurde ermordet oder fiel im Verteidigungskrieg, Das Land wurde verwüstet. Belarus leistete so einen großen Beitrag zur Selbstbefreiung, dass es nach 1945 sogar einen eigenen Sitz in der UN Vollversammlung – neben dem der UdSSR und der Ukraine- bekam. Der Widerstand und der Sieg sind heute ganz elementare Bestandteile der Staatsideologie, nicht umsonst ist auch der 3. Juli – der Tag der Unabhängigkeit- der Tag, an dem Minsk 1944 befreit wurde, heute der Staatsfeiertag.

Seit Wochen und Monaten sind bereits die Massenorganisationen, der Jugendverband, die Parteien, die Schulen etc. im Zeichen von “75 Jahre Sieg” unterwegs und organisieren verschiedene Aktionen, besuchen Veteranen, verschönern in Subbotniks die Kriegsdenkmäler usw.. Gerade den Veteranen, die inzwischen alle 90 Jahre oder älter sind, riet man, zu Hause zu bleiben. Für sie organisieren die Massenorganisationen und die Armee z.B. Hofkonzerte der Militärmusik und ihnen werden Orden “75 Jahre Sieg” überreicht. Alle Orte und Städte sind schon seit Wochen mit neuen Billboards und Fahnen geschmückt. In Minsk und den Oblasthaupstädten wird es am 8. und 9. Mai Konzerte und Paraden geben. Die große Militärparade findet am 9.Mai in Minsk statt.

Der Präsident hat im Vorfeld des 9.Mai ein Glückwunschschreiben an alle Staatsbürger gerichtet:

Die Belarussen müssen das unschätzbare Erbe – den Großen Sieg – für Jahrhunderte bewahren. Das steht im Glückwunsch des belarussischen Präsidenten, Alexander Lukaschenko, an Landsleute zum 75. Jahrestag des Sieges. Das gab der Pressedienst des Staatschefs von Belarus der Nachrichtenagentur BelTA bekannt.

„Belarus feiert dieses bedeutende Datum in einer schwierigen Zeit. Unsere derzeitigen Schwierigkeiten verblassen jedoch angesichts der Entbehrungen, Nöte und Verluste der heldenhaften Generation, die die Welt vor der braunen Pest gerettet hat. Wir sind den Veteranen ewig dankbar, die an diesem heiligen Tag mit uns sind. Wir würdigen den Patriotismus, die Entschlossenheit und die harte Arbeit der Arbeiter des Hinterlandes. Wir verneigen unsere Köpfe im Gedenken an diejenigen, die das siegreiche Feuerwerk vom Mai 1945 nicht gesehen haben. Vor der Trauer von Müttern, die ihre Söhne und Töchter nicht mehr gesehen haben. Wir trauern und gedenken aller Opfer dieses schrecklichen Krieges“, bemerkte der Präsident.

Alexander Lukaschenko unterstrich, das Leben triumphiere immer über den Tod. „Deshalb sollten die Belarussen dieses unschätzbare Erbe – unseren Großen Sieg – für Jahrhunderte bewahren, es heilig ehren und vor Verleumdung und Verfälschung zu schützen“, heißt es in der Glückwunschbotschaft.

Der Staatschef wünschte Landsleuten einen friedlichen Himmel, Gesundheit, Glück, Wohlergehen und neue Errungenschaften zum Wohle des lieben Belarus. (aus BelTA online, 08.05.2020)

Die Österreichisch-Weißrussische Gesellschaft wünscht allen Belarussen einen feierlichen 9.Mai, Glück und Gesundheit! HURA!

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