Auf keiner noch so ausführlichen Landkarte finden Sie heute dieses weißrussische Dorf. Es wurde im Frühling 1943 von den faschistischen Streitkräften vernichtet.
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Eine der 149 verbrannten Bewohnerinnen und Bewohner Wanda Jaskewitsch. (Das einzige erhalten gebliebene Foto) |
Es geschah am 22. März 1943. Nachdem die SS-Männer und Polizisten im Dorf angekommen waren, kreisten sie es ein. Die Einwohner des Dorfes wußten nichts davon, daß die Kraftwagenkolonne der Faschisten am Morgen in 6 Kilometer von Chatyn beschossen wurde und infolge des Angriffs ein deutscher Offizier getötet wurde. Das Todesurteil wurde von den Faschisten an die unschuldigen Menschen gefällt. Die Einwohner des Dorfes von Klein bis Groß Alte, Frauen, Kinder wurden aus den Häusern vertrieben und in eine Kolchosscheune getrieben. Mit den Kolben der Automaten wurden die kranken und alten Menschen aufgefordert aufzustehen, auch die Frauen mit kleinen Kindern und Säuglingen wurden nicht geschont. Hierher wurden auch die Familien von Iosif und Anna Baranowskij mit 9 Kindern, von Alexander und Alexandra Nowitskij mit 7 Kindern gebracht, soviel Kinder hatte auch die Familie von Kazimir und Elena Iotko, das jüngste wurde erst ein Jahr alt. In die Scheune wurden auch Vera Jaskewitsch mit dem sieben Wochen alten Sohn Tolik gejagt. Lenotschka Jaskewitsch hat sich zuerst im Hof versteckt, aber danach beschloß sie sich im Wald zu verbergen. Die Kugeln der Faschisten konnten das laufende Mädchen nicht einholen. Dann stürzte sich einer der Faschisten nach ihm, holte es ein, und erschoß es vor den Augen des vor Grauen wahnsinnig gewordenen Vaters. Zusammen mit den Einwohnern des Dorfes Chatyn wurden in die Scheune auch der Bewohner des Dorfes Jurkowitschi Anton Kunkewitsch und die Bewohnerin des Dorfes Kameno Kristina Slonskaja gejahgt, die in dieser Zeit im Dorf Chatyn waren.
Keiner der Erwachsenen konnte unbemerkt bleiben. Nur drei Kindern (den Geschwistern Wolodja und Sonja Jaskewitsch und Sascha Shelobkowitsch) ist es gelungen, sich vor den Nazis zu verstecken. Als die ganze Bevölkerung des Dorfes in der Scheune war, haben die Faschisten die Tür der Scheune zugeschlossen, sie mit Stroh bedeckt, mit Benzin begossen und angezündet. Die Holzscheine entflammte in demselben Augenblick. Im Rauch erstickten und weinten die Kinder. Die Erwachsenen versuchten die Kinder zu retten. Unter dem Druck der Zehner von den Menschenkörpern stürzten die Türen. Die, die sich von den Flammen losrissen, wurden kaltblütig von den Nazis mit Maschinengewehren erschossen. Bei lebendigem Leibe verbrannt wurden 149 Dorfbewohner, unter ihnen 75 Kinder unter 16 Jahren. Das Dorf wurde geplündert und verbrannt.
Zwei Mädchen aus den Familien Klimowitsch und Fedorowitsch Maria Fedorowitsch und Julia Klimowitsch konnten sich dank einem Wunder aus der Scheune retten und bis zum Wald kriechen. Während sie kaum am Leben waren, wurden sie von den Bewohnern des Dorfes Xworosteni, Dorfsowjet Kamen, gefunden. Aber auch dieses Dorf wurde bald von den Faschisten verbrannt und die beiden Mädchen sind ums Leben gekommen.
Nur zwei Kinder der siebenjährige Wiktor Shelobkowitsch und der zwölfjährige Anton Baranowskij waren in der Scheune. Als die Menschen von Schreck erfasst in der brennenden Kleidung aus der Scheune flohen, lief auch Anna Shelobkowitsch zusammen mit den anderen hinaus. Sie hielt ihren Sohn Witja fest an der Hand. Die tödlich verletzte Frau fiel und deckte ihren Sohn mit dem Leib zu. Das an der Hand verletzte Kind lag unter dem Leichnam der Mutter, bis die Nazis aus dem Dorf weggegangen waren. Als Anton Baranowskij aus der Scheune hinauslief, wurde er am Bein verletzt.
Die stark verletzten und verbrannten Kinder wurden von den Bewohnern der benachbarten Dörfer gerettet. Nach dem Krieg wurden sie im Kinderheim Pletschenitsy erzogen.
Der einzige erwachsene Zeuge der Tragödie in Chatyn, der 56-jährige Dorfschmied Iosif Kaminskij, kam zum Bewußtsein spät in der Nacht, als die Faschisten nicht mehr im Dorf waren. Nachdem er den Brandverletzungen hat er noch einen schweren Schlag überlebt: unter den Leichen der Mitbewohner hat er seinen Sohn gefunden. Er war tödlich in den Bauch verwundet und bekam starke Verbrennungen. Der Junge starb auf den Armen seines Vaters.
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I.I. Kaminskij |
A. Baranowskij |
W. Shelobkowitsch |
Dieser tragische Moment aus dem Leben von Iosif Kaminskij ist die Grundlage der einzigen Skulptur der Gedenkstätte “Chatyn” “Der nicht zu unterwerfende Mensch”.
Die Tragödie von Chatyn eine von den Tausenden Tatsachen, die die zielgerichtete Genozidpolitik gegenüber der Bevölkerung von Belarus belegt, die die Nazis im Laufe der ganzen Okkupationsperiode betrieben haben. Hunderte von ähnlichen Tragödien ereigneten sich in den drei Okkupationsjahren (1941-1944) auf dem belorussischen Territorium. (aus http://khatyn.by/de/ Staatliche Gedenkstätte “Chatyn”/Ministerium für Kultur der Republik Belarus)- Fotos der Gedenkstätte befinden sich in der Galerie.
Zusatzinformation: Das Drehbuch des Antikriegsfilm “Komm und sieh!” (BSSR/UdSSR 1985) bezieht sich auf die Ereignisse von Chatyn.